Salon de Jazz

Julian Bossert Trio

Das neue Album „Dead Beat, Bad Deed“ wird im Mai 2019 bei FLOATmusic veröffentlicht.
„Die sich aufschaukelnde Wucht des gleichmäßig federnden Beats provoziert Melodien die
noch niemand kennt, weil sie wirklich neu sind.“ Julian Bossert

Lakonik muss man können. Und man darf sie nicht mit Ironie verwechseln. Beides sind
Künste der Anspielung und Abgrenzung. Doch die eine behält einen tiefen Ernst im
Inneren, während die andere auf Distanz geht, ohne zu klären, was ihr genau am
Gegenstand der Betrachtung liegt. Ein Stück wie „Feelings And Needs“ könnte man
beispielsweise als Ironisierung von „Body And Soul“ verstehen, diese pfiffige Dreistigkeit,
sowohl an die typisch balladenhafte Innerlichkeit der Interpretation anzuknüpfen, als auch
harmonische Wendungen und Windungen zu übernehmen, eine Art Palimpsest der seit
Coleman Hawkins immer wieder bemühten Intensität. Oder man könnte dem „Mystery
Blues“ ein wenig „Line For Lyons“ unterstellen, mit dem „Ha!“ des Connaisseurs auf den
Lippen, der den Künstler beim Adaptieren erwischt zu haben glaubt. Aber darum geht es
nicht. Denn Julian Bossert, Henning Gailing und Dominik Raab legen mehr
Offenherzigkeit in die Musik, als sein müsste, um dazu aus sicherer Entfernung Position zu
beziehen. Das macht verletzlich und da wiederum hilft Lakonik, Contenance zu wahren,
ohne die eigene Kunst in Frage zu stellen.Denn einerseits wirken die acht Kompositionen
des Trios sonderbar vertraut. Sie sind neu geschrieben und knüpfen zugleich an Diskurse
an, die spätestens seit den Vierzigern als Ideen Künstler jenseits des Mainstreams
umtrieben. Cool nannten es damals die einen, free die anderen, im Sinne intellektueller
Ungebundenheit, nicht der Dekonstruktion des Traditionellen. Lennie Tristano und sein
Kreis machten es vor, wie sich Abstraktion in Transparenz übersetzen ließ, ohne dabei die
Persönlichkeit und sogar die Emotion aus den Augen zu verlieren. Auch im Umfeld der
Pioniere spielte Lakonik als Bauplan des Ausdrucks eine Rolle, wurde aber von vielen
Zeitgenossen als Nüchternheit und Gefühlsenthaltung missverstanden, obwohl viel
Herzblut in der Musik steckte, nur eben nicht nach dem typisch romantischen Muster
geniehafter Zügellosigkeit präsentiert. Julian Bossert, Henning Gailing und Dominik Raab
fühlen sich mit ihren Aufnahmen dieser latent aktuellen Haltung des fröhlichen Ernstes
verbunden und sie haben gerade an der Vielfältigkeit der Kontraste Spaß, die sich daraus
entwickeln lassen. Es braucht dazu nicht die üblichen Mechanismen jazzmusikalischen
Erkennens, die an eingeübten Mustern von ostentativer Komplexität, wilder Expressivität
oder offensichtlicher Grenzüberschreitung andocken. Julian Bosserts Trio pflegt vielmehr
die dynamische Rücknahme, die Beschränkung auf Grundmuster etwa des Besen- und
Beckenspiels, der walkenden Bassphrasierung oder des samten geblasenen Ansatzes, die
dann in der Detailarbeit ihre Kraft entfalten. Sie verzichten auf die Sicherheit des
Harmonischen und spielen mit der Offenheit der Andeutungen, die sich daraus ergeben.
Sie konzentrieren sich auf pointierten Swing, auf den Groove im Feinen, vor allem auf das
Zusammenwirken der Charaktere, die der Musik die Anmutung des Organischen verleihen
und zugleich genügend Integrität behalten, um nicht klischeehaft zu wirken. Wieder hilft
das Lakonische, Unkommentierte und bewusst Kompakte, um der Musik eine Aura der
Präsenz zu verleihen. Man hört das Lächeln, aber auch die Klarheit, den Wunsch, das Ziel.
Dead Beat, Bad Deed – und vielleicht ist doch auch ein Körnchen Ironie im Spiel. Ein
Augenzwinkern nur. Ralf Dombrowski

Julian Bossert, sax
Henning Gailing, bass
Dominik Raab, drums

julianbossert.com/projekte/jul...

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